Oder: wenn nicht wenigstens einer weiß, wo es jetzt hingeht, dann bleiben beide stehen…
Manchmal begegnen mir Pferde-Reiter Paare, die sich mögen, die gerne zusammen sind und zwischen denen viel Vertrauen herrscht – aber wenn es dann an die Arbeit geht, erweist sich schon das Lenken als große Herausforderung (von Tempo, Form und Lektion mal ganz abgesehen).
Was fehlt? Ist das Pferd nicht fein genug? Der Reiter nicht geübt genug? Vielleicht. Aber viel häufiger fehlt einfach ein Plan. Der Reiter hat die Verantwortung dafür, wo und wie schnell es dort hin gehen soll. Das Pferd ist verantwortlich dafür, dass beide dort dann heile und in der gewünschten Manier ankommen – frei nach dem Motto: Ich sag Dir ‘was’ wir tun und Du übernimmst das ‘wie’. Das die Schnittmenge zwischen ‘was’ und ‘wie’ recht groß sein kann, ist klar, es geht hier mehr um die Illustration eines Prinzips.
Das Gleiche entsteht bei der Erarbeitung höherer Lektionen – ohne ein wirkliches Verständnis der verlangten Arbeit ist es sehr schwer, eine klare Anforderung zu formulieren. Wenn Ihr neuer Chef von Ihrem Fachbereich keine Ahnung hat, Ihnen aber ständig sagen will, was Sie tun sollen, werden auch Sie schnell frustriert sein.
Der Reiter hat also eine Verantwortung als Planer – er sucht aus, wo es als nächstes hingehen soll (praktisch und metaphorisch). Und genau daran hakt es sehr oft. Ein ungefähres ‘da so rüber’ oder ‘abbiegen’ reicht oft nicht. Ein nettes Pferd wird weitergehen und wenn dann der Zaun kommt, auch abbiegen, aber ein anderes bleibt einfach stehen oder geht einen selbstgewählten Weg – und das fällt dann auch dem gedankenverlorensten Reiter auf. 🙂
Also: Augen auf und auf das (nächste) Ziel gerichtet. Klares Bild im Kopf vom nächsten Schritt im klaren Plan, das übersetzt sich in deutliche Körpersignale und die kann das Pferd dann auch lesen. Bingo! Das ‘wohin’ ist schon mal viel einfacher geworden….
Das Gleiche gilt auch für das Tempo – ‘denken’ Sie Trab, wird ihr Pferd im Schritt herumzackeln, oder ‘eigentlich wollte ich nochmal galoppieren’ und manchmal springt das Pferd dann sogar sofort an – wenn das passiert, NIE schimpfen sondern das kluge Pferd für’s gute Zuhören loben – und nächstesmal wieder an den klaren Plan für JETZT denken, also immer beim nächsten Schritt bleiben, bis seine Ausführung begonnen hat.
Pferde arbeiten hervorragend mit unseren mentalen Bildern, sie folgen unserem Fokus, da ihnen das Folgen angeboren ist. Wenn wir klar fokussieren, was wir erreichen wollen, wird die Arbeit wesentlich erleichtert. Wer abwesend auf seinem Pferd sitzt, an das Mittagessen denkt oder auf das Handy schaut, kann nicht erwarten, dass sein Pferd mit aller Aufmerksamkeit bei ihm ist – er ‘sagt’ ja auch nichts, was das Pferd umsetzten kann.
Erfolg kommt aus der Zusammenarbeit als Team – der Planer und der Ausführer, dessen Arbeit stets geschätzt aber eben auch korrekt angeleitet werden muss. Dazu ist Klarheit in unserer Intention enorm wichtig – nur dann kann das Pferd überhaupt verstehen, was wir von ihm wollen.
Und genau darum auch kein Fortschritt ohne Fokus.